Tafeltrauben Sortenbeschreibungen

Stand: 09/19/2018
Die Sortenpräferenz von großen Eigenvermarktern oder Erzeugerzusammenschlüssen, die auch den Handel beliefern, beschränkt sich auf wenige Hauptsorten. Dies sind vorrangig Muskat bleu und Fanny. Sie werden bereits seit einigen Jahren erfolgreich angebaut. Nach Auskunft von Erwerbsanbauern und dem Handel werden gegenwärtig weiße Trauben (60%) stärker nachgefragt als blaue (40%). Der Sortenspiegel sollte darauf ausgerichtet werden. Die weiteren, in der Praxis bereits verbreiteten Sorten besetzen bisher eher Nischen im Direktabsatz, bei den spätreifenden Sorten ist besonders die Ausreife auf ungünstigen Standorten und Jahren problematisch, andererseits stellen diese eine Möglichkeit dar, das Angebot an frischen Trauben bis in den Spätherbst zu verlängern. Gerade das trockene und frühe Jahr 2018 brachte unerwartet gute Traubenqualitäten bei spätreifenden Sorten praktisch ohne Fäulnis im Freilandanbau. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in regnerischen Sommern und Herbsten sowohl die Reife als auch die Qualität der Trauben erheblich schwieriger zu erzielen ist.

Vorzüge und Schwachstellen empfehlenswerter pilzfester Tafeltraubensorten, Zusammenstellung DLR Rheinpfalz, Anordnung nach Reifezeitpunkt

SorteReifezeitSchwachstellenVorzüge

Primus (hell)sehr früh kurzes Erntefenster
Botrytis, kompakt
kleine Beeren
pilzanfällig
Frühsorte
kernlose Sorte
Ertrag mittel
Geschmack
gute Ausreife

Artemisfrüh kurzes Erntefenster
Botrytis, kompakt
kleine Beeren
pilzanfällig
Frühsorte
kernlose Sorte
Ertrag mittel
Geschmack, Beerenform
gute Ausreife

Nero
(blau)
früh kurzes Erntefenster
Botrytis, kompakt
Aprilfröste, früher
Austrieb

Anfällig gegen Kirschessigfliege und Stiellähme
Frühsorte
ertragreich
Geschmack, Beerenform
gute Ausreife

Vanessa (rosefarben)früh - mittel lässt reife Beeren leicht fallen
kleine Beeren
Himbeeraroma oft zu intensiv
Frühsorte
kernlose Sorte
Ertrag mittel
auffällige Beerenfarbe
robust, lange haltbar

Birstaler Muskat (hell)früh - mittel geringe Beerengröße
verrieseln, “zottlige”
Traubenstruktur

gelb-grüne Beerenfarbe
wenig Botrytis, sehr pilzfest
leichter Muskatton
sehr süß
weites Erntefenster

Muscat Bleu
(blau)
früh (- mittel) verrieseln, “zottlige”
Traubenstruktur

Anfällig gegen Kirschessigfliege
große und harte Kerne
wenig Botrytis, sehr pilzfest
gute Haltbarkeit
leichter Muskatton
kaum Ausdünnen, gute Ausreife

Palatina (hell)früh - mittel Botrytis
kurzes Erntefenster da schnell überreif
leichter Muskatton
Farbe, Geschmack
gute Ausreife

Millennium (hell)mittel kurzes Erntefenster
Botrytis, kompakt
kleine Beeren
pilzanfällig
kernlose Sorte
ertragreich
sehr große Traube

Franziska (hell)mittel muss für gute Reife ausgedünnt werden
neigt zu Stocküberlastung und damit schwacher Reife
neigt zu Botrytis und Platzen
große Beeren, sehr große Traube
sehr ertragreich

Sophie (hell)mittel muss für gute Reife ausgedünnt werden
Ernte fällt mit anderen Sorten zusammen
große ovaleBeeren, große Traube
ertragreich

Fanny (hell)mittel - spät muss für gute Reife ausgedünnt werden
neigt zu Stocküberlastung und schlechter Holzreife
große Beeren, große Traube
sehr ertragreich
langeres Erntefenster

Georg (blau)sehr spät nur für gute Lagen geeignet da sonst unreif
benötigt genügende Reife um guten Geschmack zu erzielen
Beeren oft zu festfleischig
neigt zu Stiellähme
lagerfähig, sehr botrytisfest
ertragreich
sehr große Traube
kann bis zu den ersten Frösten hängen bleiben

Angela (hell)sehr spät Oidium
nur für beste,
herbsttrockene Lagen empfohlen
große Beeren, große Traube
Ertrag hoch
botrytisfest
langes Erntefensterr
gekühlt bis Weihnachten lagerbar


Fazit:
Bezüglich der Sortenfrage bleibt abzuwarten, wie sich die Aufnahme aussichtsreicher neuer, vor allem kernloser Sorten in der Praxis und am Markt entwickelt.
Im Gegensatz zum Weinbau geschieht im Obstbau eine raschere Einführung neuerer Sorten und es wird eher in Kauf genommen, dass eine Sorte im Anbau nicht “funktioniert” und vorzeitig gerodet werden muss. Jedoch sind die Erlöse für neue und qualitativ bessere Sorten, z. B. bei Äpfeln, deutlich höher als bei Sorten, die bereits eine Marktsättigung erfahren haben. Trotzdem sollten neue Traubensorten in der Praxis erst im kleinen Maßstab getestet werden und bei guten Anbauerfahrungen und Vermarktungsmöglichkeiten die Fläche dann permanent erweitert werden.
Sortenvergleiche werden an verschiedenen Lehranstalten für Obst- und Weinbau durchgeführt und der Praxis vorgestellt.


gerd.goetz@dlr.rlp.de     www.DLR-Rheinpfalz.rlp.de